Am nächsten Morgen schauen wir uns zuerst die Pfarrkirche St. Jakob an, die im 17. Jahrhundert im Stil der Spätrenaissance erbaut wurde. Sowohl an der Außenfassade als auch im Inneren erfreuen uns die großen Statuen des Hl. Jakobus im Pilgergewand. Mit diesem Beistand können wir uns getrost wieder auf Pilgerschaft begeben.

Wir müssen zur Amper zurück, gehen den Karlsberg wieder hinunter und biegen nach rechts ab zum Amperkanal. Der Fuß- und Radweg führt direkt am Wasser aus Dachau hinaus, den erhofften Rückblick gibt es wegen der hohen Bäume nicht. Beim ersten Wehr überqueren wir den Kanal nach links in das „Altwassergebiet“ der Amper. Wir kommen in den Weiler Neuhimmelreich, gehen nicht am Amperweg weiter, sondern folgen 300 m der Landstraße nach rechts bis zum Stauwehr. Nun geleitet uns der Weg durch ein Naturschutzgebiet und zurück auf den Ammer-Amperweg, dem wir bis nach Olching folgen.

Hier genießen wir vom Flussufer aus den schönen Blick auf die Kirche St. Peter und Paul auf der anderen Amper-Seite, wandern weiter in das Naherholungsgebiet mit Sportgelände. Wir beeilen uns, am anschließenden Golfplatz vorbeizugehen und hoffen, dass uns kein Ball trifft. Im Ortsteil Esting erfreuen wir uns am wunderschönen Schlösschen aus dem 16. Jahrhundert, liebevoll restauriert und hübsch bemalt, die Kapelle ziert ein Zwiebelturm.
 Beim Schloss biegt der Ammer-Amperweg nach links ab, in Richtung München, führt über eine Brücke und in einen weiteren Ortsteil von Olching. Dort zweigt ein Feldweg ab, auf dem wir nach Emmering - und schließlich durch das Naturschutzgebiet Emmeringer Hölzl nach Fürstenfeldbruck gelangen. Vorbei an der St. Leonhardskirche, über die Amperbrücke und rechts weiter durch den Stadtpark erreichen wir das ehemalige Zisterzienserkloster Fürstenfeld, das frühere Haus- und Grabkloster der Wittelsbacher. Heute ist daraus ein bedeutendes Kulturzentrum geworden.

Der Jakobsweg nähert sich dem Kloster von hinten, durch einen schmalen Gang kommen wir zum Klosterhof – und gehen automatisch ein Stück weiter bis zum Torbogen gegenüber, um die monumentale Kirchenfassade ganz erfassen zu können. Sie hat etwas Gewaltiges und beherrscht den Platz und die ehemaligen Klostergebäude. Vom Graubündener Viscardy entworfen, reichte die Bauzeit der Kirche Mariä Himmelfahrt vom Barock bis zum Rokoko. An der Gestaltung des Innenraums waren viele Künstler beteiligt, u.a. auch Cosmas Damian Asam, der die Fresken malte. Es lohnt sich, etwas Zeit mitzubringen und die Kirche in aller Ruhe zu besichtigen. Am Torbogen gegenüber der Kirche erkennen wir unsere Wegmuschel und verlassen Fürstenfeld durch das große Tor. Auf der Straße biegen wir nach links ab, der folgende Fußweg bringt uns nach der Eisenbahnüberführung in eine liebliche Auenlandschaft, nach etwa einer halben Stunde erreichen wir den Weiler Zellhof.

Auf einer Tafel an der alten Kapelle lesen wir, dass der Gutshof wahrscheinlich auf die alte klösterliche Siedlung Lantpertcella vor ca. 1100 Jahren zurückgeht und dass zu ihm auch die ursprünglich romanische Kapelle St. Vitus aus dem 12./13. Jahrhundert gehört, die von einem kleinen Friedhof umgeben ist. Im 17./18. Jahrhundert wurde sie erweitert und barockisiert. Ganz nahe am Zellhof führt die alte Römerstraße Salzburg – Augsburg, die Via Tiberina, vorbei.

Durch den nächsten Ort, Schöngeising, können wir auf dem neu ausgeschilderten Radweg „Via Julia“ auf den Spuren dieser alten Römerstraße wandern, vorbei am Haus des Komponisten Orlando di Lasso, der hier seinen Altersruhesitz hatte. Dahinter steigt die Ortsstraße stetig an und wir sind froh, als wir den Schöngeisinger Forst erreichen, durch den wir beschaulich nach Grafrath spazieren.

Wir wollen die Kirche ansehen und wieder erwartet uns etwas Besonderes: Es war der Heilige Rasso, den wir schon von den Andechser Reliquien her kennen, der 950 hier ein kleines Benediktinerkloster gründete. In der Außenmauer steht eine Statue von ihm und auf dem Hochaltar sind seine Reliquien in einem kostbaren Sarg untergebracht. Die Wallfahrtskirche ist heute in ein Rokokogewand gehüllt, der weite, lichtdurchflutete Raum bietet vielen Wallfahrern Platz.

In Grafrath sind wir dem Ammersee schon sehr nahe. Wir sind überrascht von einer Gaststätte „Zum Dampfschiff“ und erfahren, dass hier von 1880 bis 1939 ein Anlegesteg für Dampfschiffe war, die nach Stegen/Ammersee verkehrten. Die Münchner fuhren an schönen Sonntagen mit dem Dampfzug bis hierher und weiter mit dem Schiff „Marie Therese“ zum Ammersee. Der Ausflugsdampfer – vom Volk liebevoll „Mooskuh“ genannt - stellte die einzige Verbindung zum Ammersee dar, außer, man fuhr mit dem Rad. Wir folgen jetzt auch dem Radweg, bleiben aber unserer Fortbewegungsart „zu Fuß“ treu und wandern die letzten 5 Kilometer an der B471 entlang am Rand des Ampermooses nach Inning. Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Stegen, wo unser Zubringer in die Hauptroute des „Münchner Jakobsweges“ mündet.

Touristische Angaben:
Weglänge ca. 40 km

Topographische Karten:
Bayerisches Landesvermessungsamt:
„München und Umgebung“
Karte 1:100.000 - UK 100-1

Übernachtungsmöglichkeiten:
Fürstenfeldbruck, Olching, Inning, Stegen

 

Der Münchner Jakobsweg

von Freising/Vötting zum Ammersee

2. Etappe:
von Dachau über Fürstenfeldbruck
zum Ammersee