Gott,
du bist alles,
du trägst alles,
dir gehört alles,
du bist Anfang und Ende.
Du bist bei uns, wenn wir aufbrechen,
du bist bei uns, wenn wir ein Ziel erreichen.
Von allen Seiten umgibst du uns
und hältst deine Hand über uns.
Gibt es einen Ort, an dem du nicht bist?
Gibt es einen Menschen, den du nicht in deiner Hand hältst?
Dein Geist durchweht die ganze Schöpfung,
jedes Tier, jede Pflanze bist du.
Du umfängst alles,
du bist alles,
du, unser Gott,
Amen.
Um 8.30 Uhr stand der Bus vor der Tür und brachte uns zurück nach Genhofen. Unser erster Weg führte zur Stephanskapelle, der eigenwilligsten Kirche auf dem Weg. Interessant schon ihre Lage an der ehemaligen Salzstraße: der Schmied von nebenan befestigte nicht nur bei den Pferden die lockeren Hufeisen, sondern schmückte auch die Sakristeitür der Kirche damit. Innen verblüffte uns die Bemalung der Wände mit verschieden gestalteten Sonnenkreuzen, Drudenfüßen, gekreuzten Wolfshaken – für uns sah es so aus, als wären die Wände mit der ganzen vorchristlichen und christlichen Palette dessen geschmückt, an was die Menschen hier geglaubt haben. Natürlich gibt es auch Konkreteres: Eindeutig zu erkennen sind das Wappen der Grafen von Montfort sowie Pfahlkreuze und Kirchturmspitzen, sogar mit Hahn obendrauf. Am Hauptaltar neben der Muttergottes endlich Jakobus mit Muschel und Pilgerstab. Ein Zeichen dafür, dass schon früh Pilger diese Straße benutzten? An den Seitenaltären die Heilige Sippe auf der einen Seite und die drei heiligen Madl auf der anderen. Ein einmaliges, wunderschönes Kirchlein, das erste auf unserem Weg, das zum Westallgäu gehört. Mit dem von Tanja vorgetragenen Tagesgebet und dem Lied „Lobe den Herren“ brachen wir auf. Nicht weit war es hier im Allgäu zur nächsten Sennerei, wieder einmal wanderte Käse in die Rucksäcke, am Himmel wechselten sich blau und grau immer wieder ab, früh schon sah man den Zwiebelturm der Kirche in Simmerberg, doch es dauerte noch eine Stunde, bis wir kurz vor 13 Uhr in die Braustatt und Taferne Simmerberg zu einer längeren Rast einfielen. Das Sitzen tat wohl Elmars Knie nicht gut – wir mussten in Weiler nach einer Apotheke suchen, um eine Kniebinde einzukaufen und erreichten gegen 15.30 Uhr die Altenburg bzw. das, was noch von ihr übrig ist. In ein paar Jahren wird von ihr nichts mehr zu sehen sein. Nach kurzer Trinkrast in Böserscheidegg zog sich der Weg bis zur St. Gallus-Kapelle in Scheidegg dahin, es war bereits 18 Uhr. Doch weil das Wetter inzwischen so wunderbar war und die Aussicht herrlich, nahmen wir dennoch den Höhenweg, fotografierten die tolle Stimmung am Himmel und die Berge gegenüber und kamen erst um 18:30 Uhr in der Herberge in Scheidegg an. Gleich von vier Leuten wurden wir empfangen, in der Küche herrschte reges Leben und wir bekamen zuerst das Abendessen serviert. Gemischter Salat, Spaghetti Bolognese und Fruchtjoghurt als Nachtisch schmeckten allen vorzüglich. Nach der Zuweisung der Betten und dem Duschen konnte der gemütliche Teil des Herbergsabends beginnen. Kaum zu glauben, dass dies bereits unser letzter Abend war: Adressen wurden ausgetauscht, wir gaben jedem Teilnehmer zur Erinnerung einen Cent mit Santiago-Rückseite, die wir heuer in Spanien gesammelt hatten. Nach einer kleinen Meditation über den Jakobsweg und was unterwegs mit Körper, Seele und Geist passiert, zeigten wir noch unseren Film über den Münchner Jakobsweg. Beim anschließenden Glas Wein fielen einigen Teilnehmerlnnen förmlich die Augen zu vor lauter Müdigkeit und kurz vor Mitternacht war es still in der Herberge.
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