Tierische Begegnung

Nach unserem Erlebnis mit einem norwegischen Pilger, den ein Hund in die Wade gebissen hatte, waren wir vorsichtiger, wenn wir Hunden begegneten. Ich – sowieso nicht die Mutigste, versteckte mich gerne hinter Reinhold, wenn große Hunde auf uns zukamen. Stets in Alarmbereitschaft bewegten mich gemischte Gefühle dabei. Bis – ja, bis wir „Rotti“ begegneten.

Auf einem schmalen Waldpfad in Südfrankreich strich plötzlich, wie aus dem Nichts kommend, etwas Schwarzes um meine Beine: oje, ein junger Rottweiler! Aufgeregt sprang er zwischen uns hin und her. Ich hielt den Atem an, dachte unwillkürlich an den Norweger, den der Hund in die Wade gebissen hatte. Der Rottweiler rannte weiter, stoppte plötzlich, schaute sich nach uns um, wedelte mit dem Schwanz, lachte er? Er kam zurück, rannte an uns vorbei, ein paar Meter hinter uns begann er das gleiche Spiel wieder von vorn. Diesmal stupste er uns beim Vorbeirennen mit seinem Hinterteil an die Beine, sollte das eine Freundschaftserklärung sein? Sah ganz so aus! Nein, gefährlich war der nicht, im Gegenteil, er schien ausgerechnet uns zu seinen Freunden erkoren zu haben, schloss sich einfach an. Was tun? Alle Versuche, ihn loszuwerden, scheiterten. Wir versuchten, ihn in eine Wiese hinter einen Zaun zu locken, um schnell das Gitter zu verschließen. Der Hund machte keinen Schritt in die Wiese hinein. Nein, in diese Falle tappte er nicht! Treuherzig schaute er uns aus klugen Augen an, rührte sich nicht von der Stelle, heftiges Schwanzwedeln war seine einzige Reaktion. Alle Tricks waren umsonst.

Wir schafften es nicht, ihn loszuwerden. Er ging mit. Folgte uns zur Herberge in einen Campingplatz, begleitete uns auf die Suche nach einem Restaurant ins Dorf. Als wir auf der Hauptstraße ankamen, erwartete uns jede Menge Stress: Der Hund bellte jedes Auto an, stellte sich breitbeinig davor, Bremsen quietschten, mindestens fünf Mal wurde er beinahe überfahren, hatte wohl schlechte Erfahrungen mit Autofahrern gemacht. Der hatte uns gerade noch gefehlt, wir mussten ihn unbedingt loswerden! Als wir endlich das einzige Restaurant des Dorfes fanden, wollte er mit uns hinein. Wir sperrten ihn aus! Er bekam mit seinen Pfoten die Tür auf, stand mit treuen Augen vor uns: Jetzt tat es uns schon richtig leid, ihn wieder hinauswerfen zu müssen, aber was sollten wir mit einem jungen Rottweiler? Wir sperrten ihn wieder aus! Geduldig wartete er draußen, lief mit uns zum Campingplatz zurück, erst am nächsten Morgen war „unser Hund“ verschwunden. Leider! Seither habe ich keine Angst vor Rottweilern mehr. Und wie gerne denke ich an diese nette Begegnung zurück.