Schutzengel des Münchner Jakobswegs |
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Glauben Sie an Schutzengel? |
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Auch in meinem Pilgertagebuch findet sich ein Eintrag darüber, dass wir uns unterwegs mit diesem Thema beschäftigten: |
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»Was für ein herrlicher Tag! Der lange Pilgerweg wirkt inzwischen bereits erheblich auf uns, das tägliche Gehen bricht langsam etwas in uns auf. Obwohl todmüde, sind wir ruhig und gelassen und auch ein wenig zum Spaßen mit Jakobus aufgelegt: Wir loben ihn, weil er wettermäßig so gut für uns sorgt, und schreiben ihm auch zu, dass sich Reinholds Sehne, die seit Tagen schmerzte, beruhigt hat. Wir müssen doch ein paar gute Schutzengel haben, einer alleine kann das gar nicht schaffen! Und wir malen uns aus, wie alle Jakobspilger nach ihrem Tod als Schutzengel für die gerade unterwegs befindlichen Pilger eingesetzt werden. Das dürften ja inzwischen ausreichend viele sein. Wer wohl für welche Pilger zuständig ist? Ich würde mich wohl eher um die fußkranken oder zickigen Frauen kümmern, während sich Reinhold der sportlichen „Pilger“ annehmen würde, für die nur zählt, wie viele Tage sie nach Santiago brauchen! Wie im Flug vergeht so die Zeit und wir stehen an der Brücke von Sarria ...« |
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Bei der Entstehung des Münchner Jakobswegs und bei der Betreuung der Pilger,
die diesen Weg gehen, konnten wir die Hilfe vieler Menschen erfahren.
Einige von ihnen empfanden wir schon zu ihren Lebzeiten als wahre Engel.
Inzwischen ist der Weg bereits über ein Jahrzehnt alt und die Zeit brachte
es mit sich, dass einige unserer Pilgerfreunde am Ende ihres irdischen
Pilgerwegs angekommen sind. Das gemeinsame Pilgerziel Santiago hatte uns
zusammengeführt, wir waren ein Stück des Weges gemeinsam gegangen und
voller Freude in Santiago angekommen. Nach der Rückkehr beteiligten wir
uns alle auf unterschiedliche Weise an der Pflege dieses wichtigen Europäischen Kulturgutes.
Als wir vom Tod von Pilgerfreunden erfuhren, fiel uns spontan unser Schutzengel-Gespräch auf dem Pilgerweg wieder ein: Vielleicht hat uns Jakobus ja eingeflüstert, welch wunderbare Schutzengel für Jakobspilger unsere Freunde doch abgeben würden! Welch tröstliche Vorstellung für uns! Denn wie oft hatte uns auf dem Camino das Gefühl überfallen, dass viele der Gedanken und Anliegen von Pilgern, die diesen Weg vor uns gegangen sind, auf dem Weg irgendwie greifbar sind. Von ganzem Herzen wünschen wir unseren bereits „angekommenen“ Pilgerfreunden „Buen Camino“ bei ihrem spannenden Weg über Finis terrae hinaus. Mögen ihre Wünsche, Hoffnungen und ihr Glaube Erfüllung finden. |
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Bürgermeister Gerd Hoffmann, Schondorf24. Mai 2003 auf der Einweihungsfeier des Münchner Jakobswegs in Schondorf. Eintrag von ihm in unserem Pilgertagebuch: „Es war eine große Freude, mit Ihnen die Eröffnung des „Münchner Jakobsweges“ von München bis Bregenz / Lindau in Schondorf am Ammersee vorzubereiten. Ich denke, der Tag wird uns allen in schöner Erinnerung bleiben. Ich hoffe, dass die Begegnung, der gemeinsame Weg mit diesem Tag nicht beendet sein wird. Ich freue mich auf ein weiteres Stück des Weges.Ihr Gerd Hoffmann“
Er hatte bereits eine Buspilgerfahrt nach Santiago hinter sich, als er zum
ersten Mal etwas vom Entstehen des Münchner Jakobsweges hörte. Und war sofort
Feuer und Flamme! Er inspirierte seine Bürgermeister-Kollegen, beteiligte sich
persönlich am Anbringen der Muschelmarkierungen in Schondorf und als er von der
geplanten Einweihung des Weges in München hörte, war seine Reaktion: „Das reicht
nicht! Wir müssen den Weg unbedingt auch in Schondorf einweihen. Schließlich sind
wir Jakobsgemeinde und haben eine Jakobskirche aus dem Jahr 1149, in der vielleicht
schon im Mittelalter Jakobspilger übernachtet haben.“
Und er richtete eine wunderbare Feier aus, an der die ganze Gemeinde mitwirkte.
Direkt am Ammersee, vor dem Jakobskirchlein, erschienen viele Schondorfer in
der Tracht der Jakobspilger, die sie sich 1999 zur 850-Jahr-Feier von St. Jakob
zugelegt hatten. Altabt Odilo Lechner hielt die Festmesse, die Schondorfer führten
Theaterstücke rund um Jakobus auf und die etwa 1500 Pilger und Gäste waren begeistert.
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Alt-Abt Dr. Odilo Lechner, St. Bonifaz und Andechs
Natürlich kannten wir Abt Odilo schon lange vorher: Er war bekannt durch seine
hervorragenden Predigten, fundierten Vorträge und interessanten Bücher. Deshalb
baten wir ihn im Mai 2003, den Festgottesdienst zur Einweihung des Münchner Jakobswegs
zu zelebrieren. Er sagte sofort zu! Und wir lernten einen gütigen, warmherzigen
und humorvollen Menschen näher kennen, der uns auch durch seine Bescheidenheit
tief beeindruckte.
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Frater Lambert Stangl, Gastmeister im Kloster Andechs
„Meine netteste Pilger-Begegnung war die mit einem kleinen Baby, das seine Eltern
auf dem Münchner Jakobsweg mitgetragen haben. Und die Schwestern vom Angerkloster
haben ihm sogar einen Pilgerpass ausgestellt. Es war sooo lieb!“
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Konrad F. Meyer, Seefeld am Ammersee
Erste Begegnung im Frühjahr 1999 im Kulturstadel von Dießen:
„Über diese romanische Brücke aus dem 12. Jahrhundert sind auch schon die
mittelalterlichen Pilger gewandert, unter ungleich schwierigeren Bedingungen
als heute. Wie froh mögen sie gewesen sein, als sie eine Brücke fanden,
stellt Euch vor, unter welchen Strapazen sie diesen Fluss sonst hätten überqueren müssen …“
Lebt Wohl! Euer Konrad“ |
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Von ganzem Herzen wünschen wir unseren bereits „angekommenen“ Pilgerfreunden „Buen Camino“ bei ihrem spannenden Weg über Finis terrae hinaus. Mögen ihre Wünsche, Hoffnungen und ihr Glaube Erfüllung finden. Alle zeichneten sich durch besonderes soziales Engagement aus. Auf ihrer Lebenspilgerreise waren sie Jakobus begegnet und identifizierten sich mit ihm und seinem Weg. Gemeinsam war ihnen, dass sie einen großen Teil ihrer Kraft und Energie für andere aufgewandt haben. Mögen sie als „Schutzengel“ auf dem Münchner Jakobsweg viele Pilger begleiten und ihnen zur Seite stehen. Vielleicht sind sie ja besonders gut dafür geeignet, den Menschen zu helfen, die sich auf den Weg machen, um den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten. Der Pilgerweg wird ja gerne mit dem Lebensweg verglichen. Wir malten uns unterwegs das Ende unseres Pilgerwegs und die Ankunft in Santiago in den schönsten Farben aus – das tatsächliche Erlebnis der Ankunft in Santiago hat all unsere Vorstellungen weit übertroffen, aber es fiel uns dennoch schwer, uns vorzustellen, am Ende des Lebensweges angekommen zu sein und darüber Freude zu empfinden, obwohl unser Glaube das ja so vorsieht. Die Erkenntnis darüber steht bei vielen Pilgern noch aus, die Suche danach ist vielleicht auch eine Herausforderung, die wir mit auf den Jakobsweg nehmen können. |